Deutschlands erster autonom fahrender Lieferroboter – LastMileCityLab wird in Bruchsal zur Realität
Nachbericht zur Pressevorstellung
Wir freuen uns, mitteilen zu dürfen: Wir haben am 3. März 2021 Deutschlands ersten autonom fahrenden Lieferroboter der breiten Öffentlichkeit – im Rahmen einer Pressekonferenz – vorgestellt. Knapp 100 Menschen haben die Pressekonferenz online live verfolgt.
Der Lieferroboter ist der erste Meilenstein zum LastMileCityLab. Künftig testen wir die Roboter gemeinsam mit unseren Projektpartnern (Volocopter, SEW-Eurodrive, PTV Group, big. bechtold-gruppe, FZI Forschungszentrum Informatik, der Hochschule Karlsruhe und dem Karlsruher Institut für Technologie) im Realbetrieb.
Das durch die TechnologieRegion Karlsruhe (TRK) als Lead-Partner begleitete Projekt efeuCampus wurde ermöglicht durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg sowie durch die Unterstützung der Europäischen Union. Weiterhin wird efeuCampus finanziert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)-Innovation und Energiewende.
Auf der Pressekonferenz haben wir Interessierten einen Überblick über die vernetzten Zusammenhänge der Transformation urbaner Logistik und Transport gegeben. Martin Besinger, bekannt vom SWR4, hat die Pressekonferenz moderiert. Teilnehmer*in des Podiums waren
- Cornelia Petzold-Schick, Oberbürgermeisterin der Stadt Bruchsal und Aufsichtsratsvorsitzende des efeuCampus,
- Thomas Anderer, CEO der efeuCampus Bruchsal GmbH,
- Jochen Ehlgötz, Geschäftsführer der TechnologieRegion Karlsruhe GmbH,
- Johann Soder, COO der SEW-Eurodrive sowie
- Stefan Klocke, Chairman von Volocopter
Mobilitätswende einleiten
Binnen der letzten Jahre ist der Online-Handel massiv gewachsen. Die Güterverteilung – insbesondere die letzte Meile – beansprucht den öffentlichen Raum stark. Das hat nicht nur mehr Staus zur Folge, sondern auch eine höhere Schadstoffbelastung der Luft. Im Rahmen des LastMileCityLabs machen wir technische Innovationen, Smart Mobility und Smart City zur Realität. Um den wachsenden Herausforderungen der Zukunft zu begegnen und CO2-Ausstöße zu reduzieren, müssen die Themen Mobilität und Innovation stärker zusammenwachsen – so der Tenor der Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick. Genau darum geht es bei uns. Mit der Entwicklung des Prototyps des autonom fahrenden Lieferroboters haben wir als Leuchtturmprojekt unseren ersten wichtigen Meilenstein erreicht.
Für die Entwicklung sind nicht nur rechtliche Vorschriften und technische Herausforderungen zu lösen – es ist auch wichtig, dass Bürger*innen die neuen Entwicklungen akzeptieren. Aus diesem Grund werden die Anwohner*innen, die nahe des Testgeländes wohnen, von Beginn an in das Projekt involviert, beispielsweise durch Bürger*innen-Beteiligungen und -Umfragen. Jochen Ehlgötz, Geschäftsführer der TechnologieRegion Karlsruhe, schätzt an unserem Projekt, dass wir zeigen, wie unterschiedliche Komponenten – sowohl technologisch als auch wissenschaftlich – ineinandergreifen und somit spannende, innovative Resultate in der Technologieregion Karlsruhe entstehen.
Von der Industrie 4.0 in die Logistik
Die SEW-Eurodrive ist Hersteller von fahrerlosen Transportsystemen. Schon seit längerer Zeit nutzt SEW autonome Fahrzeugroboter im Produktivbetrieb. In der Fabrik fahren diese mit Schrittgeschwindigkeit und fungieren dort als Assistenten, etwa als fahrende Werkbank – ganz im Sinne der Mensch-Maschinen-Kollaboration. Gemeinsam mit unseren Projektpartnern bringen wir die Roboter nun in den Outdoor-Bereich – das zeigt auch das während der Pressekonferenz vorgestellte Video. Um den Prototypen zu entwickeln und für die Straße einsatzfähig zu machen, waren seitens der Ingenieure zahlreiche Modifikationen notwendig. Denn die Roboter müssen sämtlichen Outdoor-Bedingungen standhalten. So herrscht in einem Stadtviertel eine andere Bodenbeschaffenheit, als es in einer Fabrik der Fall ist. Der autonome Fahrzeugroboter muss also beispielsweise Bürgersteige oder kleine Steigungen erklimmen können. Sämtliche Umgebungsobjekte muss er haargenau erkennen und auch rechtzeitig reagieren und anhalten, wenn ein völlig unvorhersehbares Ereignis eintritt, etwa ein Kind, das einem Ball hinterherläuft. Auch im Stadtgebiet fahren die Roboter daher nur mit Schrittgeschwindigkeit. Neue, innovative Technologien – darunter der Mobilfunkstandard 5G – sorgen für ihren sicheren, reibungslosen Einsatz. Dazu kommt hochwertige 3D-Kameratechnik zum Einsatz, die auf Basis von neuronalen Netzen (künstliche Intelligenz) Objekte zuverlässig erkennt. Des Weiteren verfügt der Roboter über einen Laserscanner auf dem neuesten Stand der Technik. Geladen werden die Fahrzeugroboter automatisch und kontaktlos mittels induktiver Ladetechnik von SEW. Außerdem hat SEW eigens eine Achsentechnologie und Fahrwerkskinematik entwickelt (Allrad-Antrieb mit vier einzeln angetriebenen Rädern), um den Roboter im Außenbereich nutzen zu können.
Die Ziele des efeuCampus-Projekts
Unser CEO Thomas Anderer machte deutlich, dass wir mit unserem Projekt einen wichtigen Lösungsansatz für einen umfassenden Logistikprozess bieten. Wie muss beispielsweise die Auslieferung an Bewohner*innen künftig funktionieren? Neben der synchronen Auslieferung durch den autonomen Lieferroboter, bei der Empfänger*innen das Paket selbst mittels App aus dem Roboter entnehmen,
gibt es auch die asynchrone Zustellung. In diesem Fall liefert der Fahrzeugroboter das Paket an einem Abstellort ab, von wo Empfänger*innen das Paket dann – wieder mittels Authentifizierung per App – entnehmen können. Eine weitere Besonderheit des Fahrzeugroboters ist, dass die gesamte Technologie komplett im Fahrzeug verbaut ist. Eine Weiterentwicklung des Prozesses und der Technologien ist künftig geplant. Besonders wichtig ist es uns zudem, auch junge Menschen für das Projekt direkt in die Entwicklung einzubeziehen.
Vom Boden in die Luft
Ein weiterer wichtiger Schlüsselfaktor, um die Innenstädte zu entlasten, sind Drohnen. Volocopter – ebenfalls in Bruchsal ansässig – ist unser neuester Partner. Die Volodrone ist in der Lage, über eine Reichweite von 40 Kilometern eine Last von 200 Kilogramm zu transportieren. Sie soll künftig ebenfalls ein Teil unseres Reallabors sein und die vorletzte Meile im Logistikprozess schließen. Besonders spannend findet Volocopter-Chairman Stefan Klocke, dass Volocopter als Projektpartner die Chance hat, seine Drohne unter realen Bedingungen vor Ort zu testen. Dafür sind allerdings zahlreiche (rechtliche) Genehmigungsverfahren notwendig, an denen die Projektpartner derzeit arbeiten. Auch hier ist die Akzeptanz der Bürger*innen entscheidend: Wollen sie überhaupt, dass eine schwere Lastendrohne über sie hinwegfliegt? Ist sie leise genug? Noch in diesem Jahr wollen wir gemeinsam in den Live-Test gehen, um genau diese Fragen zu klären.
Neue Ideen und Konzepte im Zuge von Workshops entwickeln
Ein weiterer wesentlicher Bestandteil unseres Projekts sind die sogenannten Tomorrow Camps. Dazu laden wir Kommunen und Unternehmen ein, um mithilfe von Modelling Lösungen für eine anwendbare Zukunft zu entwickeln. Dadurch sollen sie sich in Richtung Smart City, Smart Mobility oder Industrie 4.0 weiterentwickeln. Kommunen, Industrien und auch Hochschulen nehmen somit ihre Zukunft selbst in die Hand. In einem gemeinschaftlichen, innovativen Verhältnis wollen wir die Transformation der Gesellschaft vorantreiben. Von der Anforderungsanalyse bis hin zur Umsetzung steckt das gesamte Wissen in unserem Projektkonsortium.
Der autonom fahrende Fahrzeugroboter ist nur der erste Schritt – und das erste vorzeigbare Ergebnis unseres Projekts. Für neue technologische Entwicklungen und Innovationen im LastMileCityLab ist eine Projektlaufzeit von weiteren sechs Jahren geplant.
Die Pressekonferenz in voller Länge
Presseberichte
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